A b o u t
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Meine berufliche Laufbahn begann im Jahr 1980 als Restauratorin für Möbel und Holzobjekte, ab 1984 unterhielt ich zehn Jahre lang mein eigenes Restaurierungsatelier.
Daran anschließend wechselte ich in das Vonderau-Museum in Fulda und betreute dort drei Jahre bis 1997 als stellvertretende Werkstattleiterin den gesamten Sammlungsbestand. Von Mai 1998 bis Juni 2020 habe ich die Sammlungen der Amerikanischen Ethnologie im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin betreut. Geographisch betrachtet reicht das Sammlungsgebiet von Alaska bis Patagonien und stellt mit ca. 70.000 Objekten eine der größten Sammlungen im Ethnologischen Museum dar. Hinsichtlich ihrer Materialität bestehen die Sammlungsgegenstände aus organischen Materialien wie Pflanzenfasern, Holz, Federn, Fellen, Häuten, Leder, Wolle und Baumwolle sowie aus anorganischen Materialien wie Stein, Glas, Keramik und Metall. Auch werden Arbeiten auf Papier und historische Archivalien in der Sammlung aufbewahrt.
Die Vielfalt dieser Materialien bedeutete aus restauratorischer Sicht eine große Herausforderung. Um die Komplexität ethnologischer Objekte erfassen und entstandene Schadensbilder beurteilen zu können, war das Studium von Quellen, der konservierungswissenschaftlichen Literatur und den Schriften aus dem Fachgebiet der Ethnologie unerlässlich. Gleichwohl spielte die eigene Fort- und Weiterbildung zur Herstellungstechnik von Objekten eine bedeutende Rolle. Für das Verstehen eines Sammlungsgegenstandes und seiner weiteren Behandlung ist also stets eine duale Vorgehensweise notwendig.
Bei der Wahl einer Restaurierungs- oder Konservierungsmethode geht es nicht nur ausschließlich um den jeweiligen Zustand eines Objektes. Entscheidend sind auch Fragen, die sich damit beschäftigen, was im weiteren Verlauf mit einem anvertrauten Objekt geschehen soll. Unterschieden wird in Schäden, die sich beispielsweise durch mechanische Ursachen im Rahmen einer Ausstellung ereignet haben. Darüber hinaus können Lagerschäden, die in einem nicht definierbaren Zeitraum innerhalb der Sammlung entstanden sind, vorliegen. Liegt ein starker Schädlingsbefall vor oder gar der Verdacht auf eine vorhandene Belastung mit Alt-Bioziden vor, ist u.U. die Ausstellungsfähigkeit eines Exponates in Frage gestellt. Dann sind Maßnahmen zur Präsentation eines Objektes zu treffen, die spezielle Anforderungen an das Exponat und seine Präsentationshilfen stellen.
Jeder genannte Aspekt sowie die jeweils geforderten Zielsetzungen verlangen ein methodisches Vorgehen bei der Erstellung eines Konzeptes sowie eine material- und objektgerechte Behandlung eines Objektes nach dem heutigen Stand der konservierungs-wissenschaftlichen Technik.
Die Konservierung und Restaurierung ethnologischer Objekte stehen immer im direkten Kontext mit ihren außereuropäischen Ursprungsländern und den verschiedenartigen Wegen, auf denen Objekte in eine Sammlung gelangten. Nach heutigen ethnologischen und konservierungswissenschaftlichen Erkenntnissen befinden sich die ehemaligen Besitzer von Sammlungsobjekten, die sogenannten First Nations oder auch Source Communities, stets im Zentrum ethnologischer und konservatorischer Interessen. Durch zahlreiche Besuche von Vertretern indigener Gruppen aus dem nord- und südamerikanischen Raum verfüge ich über weitreichende Erfahrungen im Umgang mit der Ursprungsbevölkerung aus den jeweiligen Gebieten.
In den Sammlungen des Ethnologischen Museums Berlin wurde zusätzlich mein Interesse geweckt, mich mit der Thematik von ehemals an Objekten eingesetzten Alt-Bioziden zu beschäftigen. Die solcherart belasteten ethnologischen Objekte ließen mich nach Methoden und Verfahren suchen, mit denen diese humantoxischen Wirkstoffe und Zubereitungen möglicherweise aus der Matrix von Objekten entfernt werden können. Im Rahmen eines Drittmittelprojektes führte ich dazu im Jahr 2003 Testversuche zur Detoxifizierung ethnologischer Objekte aus den Staatlichen Museen zu Berlin durch. Meine konservierungswissenschaftliche Expertise zur Materialverträglichkeit einer Behandlung von ethnologischen Objekten mit superkritischem Kohlenstoffdioxid und die daraus gewonnenen Erkenntnisse habe ich in meiner Diplomarbeit dargestellt https://www.hornemann-institut.de/de/epubl_ha_ausgabe.php?haid=1526&ha_sort=mt&l=o&spra=deutsch&sort=ea_name.
Eigene Vorträge zur Geschichte der Biozidbelastung musealer Sammlungen und den daraus entstehenden Konsequenzen für Menschen und
Objekte, haben in mir sehr früh die Überzeugung geweckt, lehrend tätig zu werden. Diese Expertise wurde und wird von
zahlreichen Universitäten im In- und Ausland wahrgenommen, da oftmals eigens dafür ausgebildete Lehrkräfte auf diesem Gebiet nicht
vorhanden sind.
In diesem Kontext war ich als Projektkoordinatorin zur Erarbeitung eines Curriculums zur Kulturgüterkontamination und- dekontamination von 2013-2014 für das Projekt kleinst- und mittelständische Unternehmen (KMU) und Wissenschaft im Dialog: Kulturgüterdekontamination an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) tätig.
Eigene Studien der einschlägigen Literatur hinsichtlich der Verwendung von Bioziden in musealen Sammlungen und zahlreiche Fachgespräche haben mir gezeigt, dass eine große Unklarheit darüber herrscht, auf welche Weise die mitunter unüberschaubare Zahl an
Alt-Bioziden ihren Weg in museale Sammlungen fand. Dieser Fragestellung bin ich im Rahmen meiner im Juli 2020 abgeschlossenen Promotion nachgegangen. Darin habe ich die Zeitspanne des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts hinsichtlich der Verwendung von Bioziden in musealen Sammlungen eingehend untersucht. Mit dem Titel Schädlingsbekämpfung in Museen. Wirkstoffe und Methoden am Beispiel des Ethnologischen Museums Berlin 1887 - 1936 wurde meine Dissertationsschrift im März 2022 veröffentlicht (siehe auch: April 2021. Daniela Liebscher. schreibzentrum.berlin. Über die allmähliche Verfertigung einer Doktorarbeit im Beruf: Helene Tello. https://www.schreibzentrum.berlin/doktorarbeit-im-beruf/).
Im Sommersemester 2022 unterrichte ich angehende KunsthistorikerInnen an der Technischen Universität Berlin im Fachbereich Kunstgeschichte im Umgang mit kontaminiertem musealen Sammlungsgut.
Meine weitreichende Erfahrung stelle ich musealen Einrichtungen sowie Einzelpersonen (Sammlern) zur Verfügung, wenn ein Verdacht auf
eine Belastung mit Alt-Bioziden an einem Objekt oder in einer Sammlung vorliegt. Dabei wird eine systematische Vorgehensweise
festgelegt, worin sowohl die Einschätzung eines Gefahrenpotentials wie auch weitere Maßnahmen besprochen werden.
+++ English version +++
My professional career began in 1980 as a conservator for furniture and wooden objects, from 1984 I maintained my own conservation studio for ten years.
Subsequently, I moved to the Vonderau Museum in Fulda and looked after the entire collection for three years until 1997 as deputy workshop manager. From May 1998 to June 2020, I looked after the collections of American Ethnology in the Ethnological Museum of the Staatliche Museen zu Berlin. Geographically, the collection area extends from Alaska to Patagonia and, with about 70,000 objects, represents one of the largest collections in the Ethnological Museum. In terms of their materiality, the collection items consist of organic materials such as plant fibers, wood, feathers, skins, skins, leather, wool, and cotton, as well as inorganic materials such as stone, glass, ceramics, and metal. Works on paper and historical archival materials are also kept in the collection.
The variety of these materials was a great challenge from a conservators’ point of view. In order to be able to grasp the complexity of ethnological objects and to assess the damage patterns that have arisen, the study of sources, the literature on conservation and the writings from the field of ethnology was indispensable. Nevertheless, the own further education and training in the production technology of objects played an important role. For the understanding of a collection object and its further treatment, a dual approach is always necessary.
When choosing a conservation method, it is not only about the respective condition of an object. Also decisive are questions that deal with what should happen to an entrusted object in the further course. A distinction is made between damages that have occurred, for example, due to mechanical causes in the context of an exhibition. In addition, there may be storage damage that occurred within an undefinable period of time within the collection. If there is a strong pest infestation or even the suspicion of an existing contamination with old pesticides, the exhibitionability of an exhibit may be called into question. Then measures must be taken to present an object that place special demands on the exhibit and its presentation aids.
Each aspect mentioned as well as the respective required objectives demand for a methodical approach to the creation of a concept as well as a material- and object appropriate treatment of an object according to the current state of conservation-scientific technology.
The conservation of ethnological objects is always in direct context with their non-European countries of origin and the various ways in which objects have entered a collection. According to today's ethnological and conservation scientific findings, the former owners of collection objects, the so-called First Nations or Source Communities, are always at the center of ethnological and conservation interests. Through numerous visits by representatives of indigenous groups from the North and South American region, I have obtained an extensive experience in the collaboration with the original population from the respective areas.
In the collections of the Ethnologisches Museum Berlin, my interest was also aroused in focusing on the topic of pesticides formerly used on objects. The ethnological objects contaminated in this way led me to search for methods and procedures with which these human toxic agents and preparations could possibly be removed from the matrix of objects. As part of a third-party funded project, I conducted test trials in 2003 on the detoxification of ethnological objects from the Staatliche Museen zu Berlin. In my diploma thesis, I presented https://www.hornemann-institut.de/de/epubl_ha_ausgabe.php?haid=1526&ha_sort=mt&l=o&spra=deutsch&sort=ea_name my conservation expertise on the material compatibility of a treatment of ethnological objects with supercritical carbon dioxide and the knowledge gained from it.
Own lectures on the history of pesticide contamination of museum collections and the resulting consequences for people and objects have
awakened in me very early on the conviction to become a teacher. This expertise was and is provided by numerous universities at home and
abroad. It has been shown that they are often no trained teachers in this field, specially designed for this purpose.
In this context, I was the project coordinator for the development of a curriculum on cultural property contamination and decontamination from 2013-2014 for the project Micro and Medium-sized Enterprises (SMEs) and Science in Dialogue: Cultural Decontamination at the European-University Viadrina, Frankfurt (Oder).
Own studies of the relevant literature regarding the use of pesticides in museum collections and numerous expert discussions have shown me that there is a great gap of uncertainty about how the sometimes unmanageable number of pesticides found their way into museum collections. I investigated this question as part of my doctorate, which I completed in July 2020. In it, I examined in detail the period of the late 19th and early 20th centuries with regard to the use of pesticides in museum collections. With the title Pest Control in Museums. Active ingredients and methods using the example of the Ethnologisches Museum Berlin 1887 - 1936 my dissertation was published in March 2022 (see also: April 2021. Daniela Liebscher. schreibzentrum.berlin. On the gradual production of a doctoral thesis in the profession: Helene Tello. https://www.schreibzentrum.berlin/doktorarbeit-im-beruf/).
In the summer semester 2022, I will teach prospective art historians at the Technical University of Berlin in the Department of Art History in handling contaminated museum collections.
I put my extensive experience to museum institutions as well as individuals (collectors) if there is a suspicion of contamination with pesticide on
an object or in a collection. A systematic approach is defined in which both the assessment of a hazard potential and further measures are
discussed.